Das Bild zeigt Geld verschiedener Währungen. Jeweils 20 Schwedische Kronen, Euro und Pfund.

Von den Geldflüssen der EZB

Ein Kommentar von Dominik Hechler

Kaum ein „Fenster“ ist so bekannt wie das auf den aktuellen 50-Euro- Scheinen. Aber was hat es eigentlich mit diesen Fenstern auf sich? Auch die Brücke auf der Rückseite ist bekannt. Wer sich jetzt fragt, wo sich diese Brücke oder das Fenster in Wirklichkeit befinden, dem kann ich helfen. Alle Brücken befinden sich in der niederländischen Stadt Spijkenisse. Dort wurden sie jedoch als Kunstprojekt nachgebaut und zwischen den Jahren 2011 und 2013 enthüllt. Tatsächlich sind aber alle Motive auf den Scheinen Kunstschöpfungen, die sich am Europäischen Gedanken orientieren sollen. Die Brücken stellen die Verbundenheit zwischen den Völkern Europas dar, so begründet es zumindest die Europäische Zentralbank (EZB). Die Fenster und Türen auf den Vorderseiten symbolisieren demnach Epochen moderner europäischer Geschichte. Im Fall des 50-Euro Scheins, dem meist gedruckten Geldschein Europas, handelt es sich um den Renaissance-Stil. Der 5-Euro- Schein zeigt im Gegenzug einen Türbogen, wie er in der Klassik gebaut worden wäre.

Nun will die EZB nach über 20 Jahren ein neues Design für die europäischen Banknoten in Auftrag geben. Noch bis zum 31. August 2023 können aller Bürger:innen, die möchten, an einer Umfrage auf der Website der EZB teilnehmen. Die Umfrage stellt verschiedene Designideen vor, die man anschließend bewerten kann. Die Optionen reichen von verschiedenen Berufen wie Astronaut und Astrophysiker über abstrakte Kunstkonzepte wie die Darstellung von Händen . Hände werden in so vielen Vorschlägen erwähnt , dass ich nicht überrascht wäre, wäre die Entscheidung für sie schon gefallen und es gehe eigentlich nur darum, welche Hände man wie darstellt. Es gibt aber auch handfreie Vorschläge.

Auf den sieben Banknoten könnten auch europäische Vogelarten abgedruckt werden. Laut EZB wäre die Eule ein ideales Beispiel, denn die Eule ist nicht einfach nur ein Vogel sondern auch ein Symbolbild der Weisheit. Nicht umsonst lautet der lateinische Name des Steinkauzes „Athene noctua“ – Athenes Eule. In der Mythologie wurde Athene, sowie ihre römische Kollegin Minerva, immer von einem Steinkauz begleitet, daher kennt man auch heute noch den Ausdruck „Eule der Minerva“ bzw. „Eule der Athene“. Mit Österreich und Estland teilen sich sogar zwei Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ihren offiziellen Nationalvogel – dabei könnte kaum ein Vogel weniger national sein als die Rauchschwalbe. Ihre Brutgebiete reichen von Kanada über Schweden in die Mongolei bis nach Japan und ihre Überwinterungsgebiete von Brasilien über Südafrika und Singapur bis nach Australien. Also ein Vogel, der nicht nur Europa verkörpert, sondern auch die BRICS-Staaten vereint – oder die CARICOM, wenn man seine Migrationsgebiete berücksichtigt.

So schön der gallische Hahn (Frankreich), der Turmfalke (Belgien) oder der Seeadler (Polen) sein mögen, so sind sie immer nur Repräsentanten der einzelnen Nationen Europas, eben mit Ausnahme der Rauchschwalbe. Daher hat mich der finale Vorschlag am Ende der Umfrage sehr gefreut: Paneuropäische Flüsse. Die EZB schlägt vor, Abschnitte von Flüssen abzubilden, die nationale Grenzen überschreiten. Also nicht die großen europäischen Binnenflüsse wie Weichsel oder Loire.

Das größte paneuropäische Beispiel ist die Donau. Sie fließt durch sieben Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie drei Beitrittskandidaten: die Ukraine, Moldau und Serbien. Auch der Rhein bietet sich an, der neben seinem Mündungsland, den Niederlanden, und seinem Quellland, der Schweiz, durch die EU-Staaten Deutschland, Frankreich und Österreich sowie das EFTA-Mitglied Liechtenstein fließt.

Der Fluss an sich wäre schon eine schöne Metapher: Schließlich ist die EZB, wie es der Name sagt, eine Bank. Banken leben in der Regel von ausreichendem Geldfluss. Das ist nicht nur eine deutsche Symbolik:. Im Englischen moneyflow, im Französischen flux monétaire, im Italienischen flusso di cassa. Geld muss fließen, damit die Finanzinstitute daran verdienen können. Wenn von heute auf morgen niemand mehr Geld bewegen würde, gäbe es keinen Bedarf mehr an Geldinstituten. Hier schließt sich der Kreis: Wenn das Geld nicht mehr fließt, braucht es schließlich auch keine neuen Banknoten.

Glossar:
BRICS: Akronym der Mitgliedsstaatetn einer internationalen Organisation, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.
EFTA: Die „European Free Trade Association“ bestehend aus Island, Norwegen, Liechtenstein (Alle drei auch Mitglieder des Europäischen Wirtschaftsraum) und der Schweiz.
CARICOM: Akronym für „Caribbean Community and Common Market“; die internationale Staatengemeinschaft von 15 karibischen Staaten inklusive Trinidad und Tobago, Jamaika oder die Bahamas.

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