Energiesicherheit von Isar bis Ems – grün und billig

Heute gehen die letzten drei deutschen Kernkraftwerke vom Netz. Laut Wirtschaftsminister Robert Habeck ist der Atomausstieg „unumkehrbar“. Einigkeit herrschte bei diesem Thema in der Ampel-Koalition jedoch bis zum Schluss nicht. Der folgende Kommentar wurde im Februar 2023 im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens geschrieben.

Mit Vollgas im Rückwärtsgang zurück ins atomare Zeitalter? So klingt die Idee vom Ausstieg aus dem Ausstieg, den Teile der Bundesregierung unlängst forderten. Die Umstände haben sich geändert, die Energiesicherheit Deutschlands ist ein ernsteres Thema als je zuvor, aber retten uns die verbliebenen Atomkraftwerke vor der Energiekrise? Wiegt die vermeintliche Verlässlichkeit der Atomkraft das schlechte Kosten-Nutzen-Verhältnis auf?

Im Jahr 2022 betrug ihr Anteil an der Gesamtstromerzeugung noch 6,5 Prozent. Für diesen geringen Beitrag, der selbst durch den aus Biomasse erzeugten Strom übertroffen wird, entstehen enorme Kosten. Die gesamten staatlichen Subventionen, die den Betrieb von Atomkraftwerken erst rentabel machen, belaufen sich seit 1950 auf über 200 Milliarden Euro. Auch die Entsorgung des schon entstandenen Mülls kostet Milliarden – und mit jedem Jahr Laufzeit werden es mehr. Im Vergleich mit allen anderen Stromarten ist die Kilowattstunde Atomstrom die teuerste, nicht nur wegen der hohen Produktionskosten, sondern auch aufgrund der möglichen Folgekosten durch Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit.

Während sich Atomkraftwerke also nur durch enorme finanzielle Anstrengungen aus der Steuerkasse rentieren, sinken die Kosten für die Erneuerbaren immer weiter – in einigen Fällen lassen sie sich schon ohne indirekte Subventionen aus der EEG-Umlage finanzieren. Um die Energiesicherheit in Deutschland zu garantieren, braucht es daher keine Rückkehr zu ökonomisch defizitären Energiequellen, die ein gesellschaftliches Reizthema darstellen.

Vielmehr benötigt es einen handfesten Ausbau der Erneuerbaren Energien und ernsthafte Konzepte, um den Verbrauch des dann grünen Stroms zu begrenzen – denn endloses Wachstum ist auch mit ihm nicht möglich. Einsparungen müssen in erster Linie strukturell geschehen und dürfen nicht von Individualentscheidungen abhängig sein. Der Umstieg auf den sparsamen Verbrauch grüner Energie ist nicht nur ökonomisch und gesellschaftlich gesehen am sinnvollsten, sondern er schließt auch die Gefahr eines atomaren Unglücks aus.

Beitrag erstellt 83

Kommentar verfassen

Ähnliche Beiträge

Beginne damit, deinen Suchbegriff oben einzugeben und drücke Enter für die Suche. Drücke ESC, um abzubrechen.

Zurück nach oben
Cookie Consent mit Real Cookie Banner