Jane Austen versus Wolf Schneider und viel feministisches Gemecker – Lesetagebuch Pt. 12

10.06.23 – 00:59

Gelesen: Deutsch für Kenner: Die neue Stilkunde von Wolf Schneider

Gedacht: Ja, noch ein Buch von ihm. Ich wurde ausreichend von meiner Familie ausgestattet. Er ist hier genauso bissig und ich finde es genauso unangenehm. Aber ja, ich stimme ihm zu, dass Sprache immer relevanter und auch einfach immer mehr wird.

12.06.23 – 08:16

Gelesen: Deutsch für Kenner: Die neue Stilkunde von Wolf Schneider

Gedacht: Dieses Rumgepoltere über die Zerstörung der deutschen Sprache am Anfang zur Legitimisierung des Buches nervt echt. Ich finde das weder witzig, noch gibt es mir irgendetwas, noch hilft es weiter.

10:37

Gelesen: Gefühl und Verstand von Jane Austen

Gedacht: Wenn sich damals erwachsene Menschen wirklich bezüglich Beziehungen wie 12-jährige verhalten haben, muss das eine schreckliche Zeit gewesen sein.

13.06.23 – 12:01

Gelesen: Deutsch für Kenner: Die neue Stilkunde von Wolf Schneider

Gedacht: Er hat ja (mit dem meisten) Recht und seine Negativ-Beispiele sind oft wirklich katastrophal in puncto Verständlichkeit und gleichen das nicht durch sprachliche Schönheit aus. Es ist einfach sein Ton. Ich fühle mich permanent von einem stereotypen Boomer angebrüllt.

Ich weiß nicht, warum man so persönlich angefasst sein muss von schlechtem Sprachstil statt einfach nüchtern zu betrachten und die Beispiele und Verbesserungsvorschläge für sich sprechen zu lassen. Und Lob und Kritik verteilt er eben auch sehr einseitig. Ich würde mich über das ein oder andere Positiv-Beispiel aus der „aktuellen“ Presse freuen. Und nicht alles, was früher geschrieben wurde, war gut. Ich trage ein gewisses Trauma von Gottfried Kellers Bandwurmsätzen in Kleider machen Leute mit mir.

14.06.23 – 17:45

Gelesen: Gefühl und Verstand von Jane Austen

Gedacht: Oh Gott, Thema Bandwurmsätze. Der zu Beginn des 22. Kapitels geht über 14 Zeilen! Hilfe. Mein Keller-Trauma.

Und es geht so weiter. Fällt mir das jetzt erst auf oder wird es erst so schlimm?

Oh, jetzt passiert zumindest mal ein bisschen was…

15.06.23 – 09:47

Gelesen: Gefühl und Verstand von Jane Austen

Gedacht: Es ist schon lustig, parallel Schneiders Sprachkritik und Austens Bandwurmsätze zu lesen. Naja, er erwähnt sie ja auch nicht als Positiv-Beispiel… Aber endlich gibt es ein bisschen Drama. Es hebt sich zwar nur durch die Sprache von einer gemeinen Schnulze ab, aber wenigstens passiert jetzt etwas. Auch wenn ich diese distanzierte Darstellung von Liebe immer noch sehr befremdlich finde…

Und noch befremdlicher und unangenehmer ist, dass „raffiniert“ mal eine Beleidigung für Frauen war…

21.06.23 – 08:53

Gelesen: Deutsch für Kenner: Die neue Stilkunde von Wolf Schneider

Gedacht: Das Buch ist auch schon ziemlich alt. Das erklärt vielleicht – aber entschuldigt nicht – die Ausdrucksweise „Schamlos ist die Hure“. Warum nur mag ich den Umgangston dieser Bücher nicht… Tipps zum guten, verständlichen und „schönen“ (ist ja auch sehr subjektiv) Schreiben wären doch auch ohne diesen aggressiven Grundton möglich…

Seine Spitzfindigkeit stachelt mich an: Schweigend sei man nur in der Lage zu lügen, indem man heuchelnde Mimik oder Gestik nutze. Mir ist zuerst die Gebärdensprache eingefallen, aber da kann man über den Begriff des Schweigens streiten. Schweigen beschreibt der Duden mit Nicht-Sprechen und Gebärdensprache ist ja das Pendant zur mündlichen Sprache. Aber man kann ja wohl schriftlich lügen! Und schweigend zu schreiben ist in meiner Welt kein Gegensatz.

Naja, eigentlich bin ich nicht so kleinkariert, aber der Mann macht mich aggressiv, aller seiner klugen Worte zum Trotz. Allerdings finde ich es witzig, dass er sich im Rahmen seines Hasses auf wissenschaftlichen Jargon so an den Soziologen aufgehängt. Als Sprachwissenschaftlerin, die sich regelmäßig mit der Soziologie auseinandersetzen muss, stimme ich ihm zu. Die Soziologen sind im Feld der unverständlichen Wissenschaftssprache die Schlimmsten.

03.06.23 – 10:46

Gelesen: Gefühl und Verstand von Jane Austen

Gedacht: So ab der Hälfte wird die Geschichte wirklich interessant. Aber der Anfang ist sehr zäh. Und ich liebe es, wie Wein einfach DAS Allheilmittel ist 😀

12:01

Höflichkeit war damals so ein krass anderes Konzept als heute. Und es macht mich kirre, dass diese Frauen nichts anderes tun, als Tee trinken, Karten spielen und über Männer reden. Für dieses Buch muss der Bechtel-Test erfunden worden sein.

21:47

Ihre spitze Zunge ist echt gut.

Gelesen: Deutsch für Kenner: Die neue Stilkunde von Wolf Schneider

Gedacht: „Wer’s nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er’s klar sagen kann“, das gefällt mir. Auch und vielleicht gerade weil diese Regel nicht unbedingt meiner Natur entspricht. Ist aber auch von Karl Popper, nicht von Schneider, Von E.B. White gibt es hier auch noch ein gutes Zitat zum Stil.

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