Was ist „schöne“ Sprache? – Lesetagebuch Pt. 16

11.09.23 – 20:54

Gelesen: Deutsch für Kenner von Wolf Schneider – S. 287

Gedacht: Schön, dass er auf das Thema Sprachnormierung eingeht. Ich bin ja auch gar nicht grundsätzlich gegen Sprachnormen, vor allem, wenn sie zur Verständlichkeit beitragen. Ich mag nur diese extrem emotionale Abwertung nicht, die Diskriminierung, die mit dieser Abwertung einhergehen kann, und das Aufhängen an subjektiven Urteilen wie „hässlich“ und „schön“.

12.09.23 – 10:26

Gelesen: Deutsch für Kenner von Wolf Schneider – S. 291

Gedacht: Beim Thema Rechtschreibung stimme ich ihm weitestgehend zu, vor allem aber dem zitierten Duden: Bei allen Vorteilen dürfen Normen nie zum Gegenstand von Diskriminierung oder Gradmesser für Intelligenz werden.

18.09.23 – 13:23

Gelesen: Deutsch für Kenner von Wolf Schneider – S. 306

Gedacht: Ich mag die Verwendung von Begriffen wie „Hure“ oder „Schlampe“ gar nicht. Aber die Geschichte der Medien erzählt er wirklich interessant.

S. 307

Mir leuchtet nicht wirklich ein, warum Sprache in Comics als „Stummelsprache“ verschrien wird…

S. 315

Die Abhandlung über den Einfluss von Computern ist wirklich unterhaltsam. Verrückt, was sich seit dem geändert hat.

21.09.23 – 13:22

Gelesen: Deutsch für Kenner von Wolf Schneider – S. 324

Gedacht: Dem Zwang zum Wachstum einer Sprache, um nicht zu schrumpfen, stimme ich zwar nicht uneingeschränkt zu, und offensichtlich auch nicht Schneiders Vorstellung von Sprachpflege. Aber ich stimme ihm absolut zu, dass Deutsch oft unterschätzt und unnötig abgewertet wird. Ich liebe es, meine Fremdsprachen zu nutzen und trotzdem bringe ich den Großteil meiner Gedanken am treffendsten auf Deutsch zu Papier. Einer (angemessenen) Förderung der deutschen Sprache stimme ich also zu.

16:25 – S. 325

Jetzt folgen nur noch Beispiele für guten Stil. Das finde ich einen guten Abschluss, wie auch die Zusammenfassung der Stilregeln in Form von Zitaten.

Deutsch für Kenner ist auf jeden Fall etwas tiefergehender und dadurch auch differenzierter als Deutsch für Profis. Meine Kritik an seiner Ausdrucksweise, emotionaler Sprachkritik und stark ausgeprägter Normierung gilt allerdings für beide Bücher.

Gelesen: Fahrenheit 451 von Ray Bradbury – S. 22

Gedacht: Ich finde solche Zukunftsgeschichten aus der Vergangenheit faszinierend – weil wir den dystopischen oft schon so nahe gekommen sind. Beim Stil bin ich mir noch nicht so sicher, ob er mir gefällt. Aktuell ist er mir an einigen Stellen etwas zu viel, zu gewollt poetisch.

24.09.23 – 19:54

Gelesen: Fahrenheit 451 von Ray Bradbury – S. 26

Gedacht: Die Beschreibung der „elektronischen Bienen“, der „fingerhutgroßen Radiomuscheln“ im Ohr ist deshalb so gruselig, weil sie so dystopisch ist, aber exakt auf die heutige Verwendung von Kopfhörern zutrifft.

23:04 – S. 27

Dafür ist der Toast-Roboter aus heutiger Sicht total abgedreht.

23:27 – S. 42

Eine naheliegende, aber auch schöne Idee, dass ein Kind, eine Teenagerin, sieht und benennt, was falsch läuft.

23:56 – S. 56

Er benutzt auf jeden Fall sehr starke Bilder. Nur diese random blumigen und etwas überladenen Beschreibungen sind irritierend.

00:02 – S. 60

Die Ehe zwischen Montag und Mildred erinnert mich an diese typischen Kurzgeschichten, die wir in der Schule analysieren mussten. Und ein bisschen an Loriot.

0:26 – S. 72

Ich dachte erst, der Monolog vom Captain sei ironisch gemeint. Aber er meint das ernst. Krass, dass dieses Buch 1951 geschrieben wurde und so akkurat die Probleme einer immer schneller lebenden und wachsenden Menschheit beschreibt. Nur beim Minderheitendruck, da stimme ich nur bedingt zu. Ich sehe es nicht als problematisch an, wenn Schwarze sich an diskriminierender Sprache und rassistischen Narrativen stören. Aber auch ohne das Argument, dass die „Befindlichkeiten“ von Minderheiten, die Vereinheitlichung von Informationen vorantreiben würden, geht die Idee auf. Streckenweise liest es sich wie eine Kritik der heutigen Lebensweise – nur, dass diese eben vor 70 Jahren geschrieben wurde.

25.09.23 – 23:05

Gelesen: Fahrenheit 451 von Ray Bradbury – S. 95

Gedacht: Es ist sehr eindrücklich, wie die Menschen, die den Wahnsinn in diesem System aus Desinformation und Berieselung erkennen, sich so verhalten, dass sie sogar verständlicherweise für verrückt gehalten werden. Die, die sich dem verrückten System, dem Verbrennen von Büchern, der sinnentleerten Beschallung, der Entmündigung der Bürger:innen beugen, wirken normal und gesund, während die, die den Wahnsinn erkennen, selbst wahnsinnig werden. Das ist wirklich ein starkes Bild, aus dem man viel lernen kann. Man darf nur angesichts selbsternannter „Querdenker“ und Verschwörungserzählungen nicht die falschen Schlüsse daraus ziehen. solche Geschichten können eben sehr unterschiedlich interpretiert werden.

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