Diego von Österreich gemalt von Alonso Sánchez Coello

Diego Félix von Österreich

Von Dominik Hechler

Vergangenen Monat hatten wir den Stromkasten zum Monat des Diego. Heute stelle ich euch einen besonderen Diego vor: Diego von Österreich. Er war Mitglied der österreichischen königlichen Familie und eine interessante Persönlichkeit in der Geschichte Spaniens. Dieser Artikel wirft einen genaueren Blick auf das Leben und die Bedeutung von Diego von Österreich.

Die Herkunftslinie

Diego von Österreich wurde am 15. August 1575 in Madrid als Sohn von Philipp II. und Erzherzogin Anna von Österreich geboren. Sein Großvater war der damalige Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Maximilian II. Durch die mütterliche Familienlinie ist er somit ein Mitglied des Hauses Habsburg. Diese Ehe war die erste für seine Mutter, jedoch bereits die vierte seines Vaters König Philipp II. Aus dieser Verbindung entstanden auch einige von Diegos älteren Geschwistern. Im Alter von sechs Jahren verstarb 1578 sein Bruder Ferdinand an einer Dysenterie. Zu diesem Zeitpunkt war Ferdinand der offizielle Thronfolger zum spanischen König. Dieser Titel steht dem Prinz von Asturien zu. Der älteste Bruder, Carlos Lorenzo, verstarb bereits als Kind.

Vor Carlos Lorenzo hieß der Prinz von Asturien Don Carlos. Wem dieser Name vertraut vorkommt, die:der hat nicht Unrecht. Einige kennen vielleicht die Giuseppe Verdi Oper ‚Don Carlos‘ oder den Roman ‚Don Karlos, Infant von Spanien“ von Friedrich Schiller. Dieser Don Carlos wurde jedoch wegen mehreren Vorfällen wie Brandstiftung oder dem versuchen Mord an seinem Vater Philipp II. inhaftiert und verstarb wenige Monate nach Haftbeginn im Sommer 1568. Durch die Tode von Don Carlos, Carlos Lorenzo und Ferdinand war Diego auf ein Mal der älteste Sohn und dadurch spanischer Thronfolger.

Das Leben

Am 01.03.1580 war schließlich der Tag, an dem Diego Félix von Österreich zum Prinz von Asturien ernannt wurde. Damit trat er in die Fußstapfen seines verstorbenen Bruders als Thronfolger zum König von Spanien. Das Reichsgebiet des spanischen König erstreckte sich zu diesem Zeitpunkt über die gesamte Iberische Halbinsel, Sizilien, Sardinien und Neapel. Dadurch war es für Philipp II. sehr wichtig, dass Diego Félix nicht nur die spanische, sondern auch die portugiesische Sprache beherrschen sollte. Zwar sind (mir) keine Überlieferungen zu seinen sprachlichen Fähigkeiten bekannt, es gibt aber Briefe des Vaters, laut denen das Kind bereits im Kindergartenalter tanzen konnte und dem Alphabet mächtig war.

Im Jahr 1580 begaben sich Diego Félix Eltern auf eine Reise durch Portugal, die für Anna von Österreich tödlich verlief. Dadurch fiel die Aufgabe der Kinderbetreuung seinen beiden Halbschwestern Isabella und Catherine zu, beide aus dritter Ehe des Königs. Die beiden waren aufgrund der patrilinearen Erbfolge keine legitimen Erben des Königs. Zu Ehren Diego Félix soll der indische Thronfolger ihm einen Elefanten geschenkt und nach Europa geschickt haben. Hier unterscheiden sich jedoch die Übersetzungen einer spanischen Quelle, deswegen gibt es auch die Version, dass Philipp II. beim indischen Thronfolger um einen Elefanten als Geschenk für seinen Sohn gebeten haben soll.

Warum Diego Félix von Österreich?

Man kann sich nun fragen, warum ich nicht mehr über Philipp II. oder Don Carlos erzähle. Das hat einen simplen Grund: Philipp II. gilt oft als der bedeutendste und einflussreichste König der spanischen Geschichte. Dadurch gibt es zahlreiche Überlieferungen und Fachliteratur zu seiner Person, ebenso zu Don Carlos. Was also macht die Geschichte von Diego Félix von Österreich so interessant? Die Antwortet lautet: Nichts. Sein Vater ist über die Grenzen Iberiens bekannt, sein Halbbruder eine Ikone der Kunstgeschichte. Der spätere spanische König Philipp III. war sein einziger jüngerer Bruder. Welchen Grund gibt es dann, über Diego Félix zu sprechen?

Diese Woche jährt sich der Tod von Diego Félix von Österreich, einstiger Prinz von Asturien zum 421. Mal. Am 21.11.1572 verstarb der junge Prinz im Alter von sieben Jahren, kaum älter als seine Brüder Ferdinand und Carlos Lorenzo, aber auch nicht alt genug, um vom Prinz von Asturien zum König von Spanien aufzusteigen. Es gbt nicht viel, was man über den jungen Mann berichten könnte. Man könnte es amüsant finden, dass es einen Diego von Österreich gab, oder er als Madrilene den Beinamen „von Österreich“ statt „aus Madrid“ trug. Vielleicht bleibt hängen, dass es mal einen mehrsprachigen Prinzen gab, der so gut tanzen konnte, dass sein Vater sich einen Elefanten für ihn gewünscht hat.

Es gibt absolut keinen Grund dafür, die Geschichte von Diego Félix von Österreich zu kennen. Und auch nach längerer Nachforschung hat sich nichts ergeben, was ihn besonders hervorhebt. Aber darin besteht doch das Spannende an seinem Leben. Nicht jeder lebt einen actiongeladenen Hollywoodstreifen, eine glückliche Bollywoodschnulze oder einen düsteren Skandinavierkrimi. Es braucht von Zeit zur Zeit simple Dinge, für die man sich selbst begeistern kann, um das eigene Leben etwas schöner zu gestalten. Dies kann die verschiedensten Formen zu den verschiedensten Zeiten annehmen. In meinem Fall war es dieses Mal der sehr kurze Lebenslauf von Diego Félix von Österreich.

Glossar

Asturien: Asturien ist heute eine Region im Norden Spaniens. Im frühen 16. Jahrhundert wurde jedoch der Titel „Fürst von Asturien“ zum offiziellen Titel des Kronprinzen von Spanien, nachdem die Königreiche Kastilien und Krone von Aragonien vereint wurden.

Patrilinearen Erbfolge: Patrilinear bedeutet vom Vater abhängig, beziehungsweise im Recht des Vaters stehend. Die meisten Gesellschaften der Welt werden als patrilinear angesehen, darunter auch die europäischen Adelshäuser. Eine in Europa bekanntes Beispiel für ein matrilineares System, also ein von der Mutter abhängiges System, findet man in der Anforderung des Staates Israel zur Anerkennung des jüdischen Glaubens einer Person.

Habsburg: Die Adelsfamilie Habsburg hat heute weniger Einfluss als noch vor 421 Jahren. 18 der 19 letzten deutschen Könige und Kaiser entstammten dem Hause Habsburg sowie alle Kaiser Österreichs. Heute sind vor allem Amedeo von Belgien als sechster in der belgischen Thronfolge sowie der Fernsehmoderator und Rennfahrer Ferdinand Zvonimir Habsburg-Lothringen.

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